Wollte man den „Monat des Klimaschutzes 2016“ küren, hätte der November gute Chancen: Der neue Weltklimavertrag trat als Nachfolger des Kyoto-Protokolls in Kraft. Kurz darauf verabschiedete das Bundeskabinett einen Klimaschutzplan für Deutschland, den Bundesumweltministerin Barbara Hendricks beim Gipfel in Marrakesch vorstellte.
Weil Klimaschutz nicht ohne eine nachhaltige Energiepolitik auskommt, die auch sicher und bezahlbar bleibt, bringt sich acatech mit Projekten und Veranstaltungen in die Debatte ein. Im März 2016 startete etwa Energiesysteme der Zukunft (ESYS) als gemeinsame Initiative von acatech, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Union der Akademien der Wissenschaften in die zweite Projektphase.
Mehr Transparenz im Umgang mit Energieszenarien
Oft dienen Szenarien als Grundlage für energiepolitische Entscheidungen. Um deren Aussagenkraft beurteilen zu können, müssen die Ergebnisse für Außenstehende nachvollziehbar sein. Viele Institute legen Daten und Modelle jedoch nicht offen. Unter dem Titel Mit Energieszenarien gut beraten hat das Akademienprojekt ESYS im Januar 2016 Leitlinien für mehr Transparenz vorgelegt: Frei verfügbare Open-Source-Modelle wären die beste Lösung. Wenn die Daten zum geschützten Betriebskapital der beauftragten Institute gehören, sollten sie zumindest einem Gutachterkreis offengelegt werden. Öffentliche Institutionen könnten auch einheitliche Referenzdaten zur Verfügung stellen, damit sich unterschiedliche Szenarien miteinander vergleichen lassen.
Ohne Metalle keine Energiewende
Der Erfolg der Energiewende hängt nicht nur von energiepolitischen Entscheidungen ab, sondern auch vom Zugang zu Rohstoffen: Für Windparks, Solaranlagen und Speicher werden immer mehr Metalle und Mineralien benötigt. Die im August 2016 veröffentlichte Analyse Rohstoffe für die Energieversorgung der Zukunft beschreibt die Wechselwirkungen zwischen der Energiewende in Deutschland, globalen Rohstoffmärkten und sozial-ökologischen Bedingungen des Bergbaus.
Gesellschaftliche Akteure einbeziehen
Bergbauprojekte können am Protest der Bevölkerung scheitern, gleiches gilt für den Umbau der Energieinfrastruktur. Wo also fördert Mitsprache die Akzeptanz der Energiewende? Wo behindert sie die Entscheidungsfindung? Und was kann jeder Einzelne in seiner Rolle als Verbraucher zum Gelingen der Energiewende beitragen? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des Diskussionsforums „Energie.System.Wende.“ im September 2016 in Berlin.
Auch bei den „Trialogen“ der HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform stellen sich ESYS-Mitglieder regelmäßig der Diskussion mit Fachleuten aus Politik, Wirtschaft und NGOs. Im Juli präsentierte Eberhard Umbach, Mitglied im acatech Präsidium, Zwischenergebnisse des Projekts zur „Sektorkopplung“: zur Frage, wie die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr sinnvoll miteinander vernetzt werden können, um Treibhausgase zu minimieren.
Gesellschaftliche Akteure wollen sich auch einbringen, wenn es um die Ausrichtung der Energieforschung geht. Um die vielfältigen Stimmen zu bündeln, hat die Dialogplattform „Forschungsforum Energiewende“ von 2013 bis 2015 einen Beteiligungsprozess durchgeführt. Die Ergebnisse sind die Forschungsinitiative Kopernikus-Projekte für die Energiewende eingeflossen. Bevor Bundesforschungsministerin Johanna Wanka im April 2016 vor die Presse trat, stellte sie die ausgewählten Konsortien im Forschungsforum Energiewende vor. Insgesamt 230 Forschungseinrichtungen, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen entwickeln Lösungen für neue Netzstrukturen, die Verwendung von Stromspitzen, flexible Industrieprozesse und die Systemintegration.
CO2 als Wertstoff nutzen
Im Hinblick auf eine nachhaltigere Energieversorgung sind Ideen und Forschungsansätze also schon weit fortgeschritten. Größer ist die Herausforderung, CO2 aus Industrieprozessen – zum Beispiel bei der Zement- und Stahlproduktion – nicht mehr in die Atmosphäre entweichen zu lassen. Im von der European Climate Foundation geförderten Projekt Technische Wege der Dekarbonisierung: CO2-Minderungsoptionen für Industrieprozesse setzt sich acatech seit Juni 2016 mit Technologien auseinander, mit denen man den klimaschädlichen Schadstoff abscheiden (Carbon Capture and Storage, CSS) und im Sinne der Kreislaufwirtschaft weiternutzen kann (Carbon Capture and Utilisation, CCU).